So berechnen Sie die Depotperformance richtig

von Stefan Lehne

Immer wieder erhalte ich Zuschriften von Lesern, die Schwierigkeiten haben, die Performance meiner Musterdepots in ihrem eigenen Depot nachzuvollziehen. Meistens liegt das daran, dass die Performance falsch berechnet wird. Deswegen will ich Ihnen heute zeigen, wie Sie es richtig machen.

Zunächst einmal: Sie können sich darauf verlassen, dass die Performance in den Musterdepots meines Börsenbriefs stimmt. Dafür sorge nicht nur ich mit dem Führen eines Musterdepots und einer sorgfältigen Berechnung der Entwicklung. Auch eine unabhängige Vermögensverwaltung überprüft jeden Trade und tätigt jeden Kauf und Verkauf in einem eigenen virtuellen Musterdepot. Sie schickt mir jeden Monat ein offizielles Performance-Controlling, das ich mit meinen Depots abgleichen kann. Wenn ich eine Depotperformance veröffentliche, ist es also eine testierte Performance, die auf jeden Fall stimmt.

Sowohl die Vermögensverwaltung als auch ich gehen dabei nach dem gleichen Prinzip vor: Wir vergleichen den Gesamtbestand eines Depots zu Beginn einer Periode mit dem Gesamtbestand am Ende einer Periode. Der prozentuale Unterschied ist dann die Performance.

So vergleichen Sie den Gesamtbestand am Beginn und Ende einer Periode

Der Gesamtbestand ergibt sich aus allen Wertpapieren und dem Cashbestand im Depot. Ein Beispiel: Das Rendite-Depot meines Börsendienstes hatte am 1.3.2023 einen Wertpapierbestand von 11.069 Euro Euro und einen Cashbestand von 7.113 Euro. Das ergibt einen Gesamtwert von 18.182 Euro. Ein Jahr später, am 1.3.2024, hatten wir einen Wertpapierbestand von nur 23.410 Euro und einen Cashbestand von 4.115 Euro. Macht zusammen 27.525 Euro.

Damit konnten Sie mit dem Rendite-Depot von März 2023 bis März 2024 einen Gewinn von 9.343 Euro erzielen. Das entspricht einer Performance von +51,4%. Um die Prozente der Depotperformance zu berechnen, teilen Sie einfach den neuen Bestand durch den alten Bestand: (27.525 Euro / 18.182 Euro) = 1,514. Wenn Sie davon 1 abziehen und es in Prozente umrechnen, haben Sie die Performance von +51,4%.

Wollen Sie das sauber in Ihrem eigenen Depot nachvollziehen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste ist, für jedes Musterdepot ein eigenes Depot mit eigenem Cashkonto anzulegen. Dann sehen Sie auf einen Blick, welchen Gesamtbestand Sie haben. Oder Sie führen die Depotpositionen und den Cashbestand in einer Excel-Tabelle oder einem kostenlosen Online-Musterdepot, wie es viele Finanzplattformen anbieten. Aber Achtung! Auch bei den meisten Online-Musterdepots müssen Sie die Performance trotzdem manuell berechnen, weil diese den Cashbestand nicht berücksichtigen.

Die folgenden Wege sind falsch und führen nicht zum richtigen Ergebnis:

Die meisten Broker zeigen nur die Performance der bestehenden Positionen an

Immer wieder schreiben mir Leser, dass ihr Broker oder ihr Online-Musterdepot ihnen eine andere Performance anzeigt, als ich angebe. Das ist auch kein Wunder: Die meisten Broker zeigen Ihnen nur die Performance der Positionen an, die sich gerade im Depot befinden und keine gesamte Depotperformance. Gewinne, die bereits realisiert wurden, finden dort keine Berücksichtigung mehr. Dabei sind sie ein wichtiger Faktor für die Entwicklung eines Gesamtdepots, besonders langfristig.

Ein extremes Beispiel: Sie haben eine Position im Depot, die von 1.000 Euro auf 2.000 Euro zugelegt hat und eine, die von 1.000 Euro auf 800 Euro gefallen ist. Die richtige Berechnung kennen Sie ja: Insgesamt haben Sie jetzt 2.800 Euro nach einem Anfangsbestand von 2.000 Euro. Also haben Sie 800 Euro oder +40% dazugewonnen. Wenn Sie nun die Gewinnposition verkaufen und nur noch die Verlustposition im Depot haben, wird Ihr Broker in der Regel eine Depotperformance von -20% anzeigen. Für ihn ist nur noch die im Depot verbliebene Position relevant.

Betrachten Sie nicht nur die realisierten Positionen

Genauso falsch ist es natürlich, umgekehrt nur die realisierten Positionen zu betrachten. Auch das machen viele Leser, wie ich im Support immer wieder feststelle. Ein unrealisierter Gewinn ist aber genauso viel wert wie ein realisierter. Schließlich könnten Sie ihn sofort auf dem Konto haben, wenn Sie die Position verkaufen. „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“ bedeutet, dass sich unter den verkauften Positionen immer tendenziell mehr Verlierer finden, weil wir die Gewinner-Titel länger im Depot lassen. Sie sind es, die das Depot nach oben ziehen und für eine gute Performance sorgen.

Auch dazu ein extremes Beispiel: Sie haben zum Jahresanfang nur 2 Positionen mit jeweils 1.000 Euro im Depot. Die eine verliert 10 %, Sie begrenzen das Risiko und verkaufen sie für 900 Euro. Die zweite Position läuft fantastisch und verdreifacht sich auf 3.000 Euro, verbleibt aber im Depot. Dann haben Sie am Jahresende 3.000 Euro in Wertpapieren und 900 Euro Cash im Depot, insgesamt 3.900 Euro. Bezogen auf den Anfangsbestand von 2.000 Euro haben Sie eine sagenhafte Performance von +95% erzielt. Anleger, die nur die realisierten Positionen betrachten, würden jedoch zu dem Ergebnis kommen, dass das Depot 100 Euro verloren hat und damit 5 % Minus gemacht hat. Sie sehen schon: Das kommt nicht hin.

Fazit zur Berechnung der Depotperformance

Um die Performance Ihres Depots zu berechnen, betrachten Sie immer den Gesamtbestand (Wertpapiere + Cash) am Beginn und am Ende einer Periode. Am einfachsten geht das mit getrennten Depots, einer Excel-Tabelle oder einem Online-Musterdepot. Falsch ist es, zur Berechnung der Performance nur die bestehenden Positionen oder nur die realisierten Gewinne und Verluste zu betrachten.

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