Trendphasen

von Stefan Lehne

Langjährige Börsentrends mit starken Megatrend-Aktien zu begleiten – das ist eine der erfolgreichsten Anlagestrategien überhaupt. Aber wie entsteht ein Trend überhaupt und welche Trendphasen lassen sich erkennen? Die besten Trendfolge-Aktien schaffen es über Jahre – oft sogar über Jahrzehnte – Ihre Umsätze und Gewinne immer weiter zu steigern, so dass auch der Aktienkurs immer weiter steigen kann. Dennoch gibt es natürlich in solchen Megatrends, die Jahrzehnte andauern, immer wieder Trendphasen, in denen die Aktien seitwärts laufen und Luft holen oder sogar über längere Zeit fallen. Manchmal beendet auch ein starker Trendfolger vorübergehend seinen Trend, bevor er wieder einen neuen übergeordneten Aufwärtstrend startet. Heute möchten wir uns anschauen, wie ein solcher Trend entsteht und welche Trendphasen es gibt.

Die drei Trendphasen nach Charles Dow

Charles Dow begründete Ende des 19. Jahrhunderts die Charttechnik. Schon damals hat er sich mit Börsentrends befasst. Er unterschied drei Trendphasen:

Akkumulationsphase

Die Akkumulationsohase ist die frühe Entstehungsphase eines Trends. Es ist die Trendphase, in der Investoren in den Trend einsteigen, die gut informiert sind und nicht der Herde hinterher laufen. In dieser Phase gibt es meist noch keine besonders guten Nachrichten zur Marktlage, die negativen Faktoren sind jedoch bereits alle eingepreist und ein Boden beginnt sich auszubilden. Sie kennen das ja: Nachrichten machen Märkte und Märkte machen Nachrichten. Nachdem die Märkte über viele Monate abwärts gelaufen sind, finden sich in der Regel fast nur noch negative Stimmen in den Medien zur Konjunktur und jeder rät von Aktienkäufen ab. Irgendwann kommt jedoch der Punkt, an dem negative Nachrichten zu keinen weiteren Kursabschlägen mehr führen. Alle negativen Szenarien sind bereits im Kurs berücksichtigt. Jeder, der verkaufen wollte, hat bereits verkauft. Investiert sind nur noch die Langfristinvestoren, die die Aktien ohnehin noch über viele Jahre halten wollen und die das Sitzfleisch haben, auf den nächsten Schub nach oben zu warten. Dann bildet sich ein Boden, der die Basis für den nächsten Aufwärtstrend bildet.

Phase der öffentlichen Beteiligung

In dieser Trendphase wird die Öffentlichkeit auf den Trend aufmerksam. Die Bodenbildung ist abgeschlossen, die Kurse beginnen zu steigen. Erste Medien berichten über den Trend, die breite Masse der Kleinanleger wird auf ihn aufmerksam und kauft Aktien. Trendfolgende Investoren steigen ein, die Aktien können auf diese Weise immer weiter steigen. Die Langfristinvestoren sind ohnehin noch investiert, es kommen mehr Käufer in den Markt als Verkäufer. Das Angebot übersteigt die Nachfrage. Die Kurse steigen. Diese Phase dauert meistens mehrere Jahre.

Distributionsphase

Dies ist die Trendphase, in der sich das meiste Geld verdienen lässt, in der sich aber auch viele Kleinanleger die Finger verbrennen. Nach mehreren Jahren Aufwärtstrend kommt es zu spektakulären Kursgewinnen unter hohem Umsatz. Fast kerzengerade schießen manche Kurse nach oben. Die Wirtschaft brummt, das Klima ist gut, die Medien sehen alles durch die rosarote Brille. Überall hören Sie nur noch von den guten Chancen und spätestens, wenn die Bild-Zeitung zum Aktienkauf rät, sollten Sie hellhörig werden und über Gewinnmitnahmen nachdenken. Es ist die Phase, in der die großen Anleger schrittweise ihre Positionen reduzieren und zu Höchstpreisen an ahnungslose Kleinanleger verkaufen, die glauben, ein Aufwärtstrend hält ewig an und kurz vor dem Höchststand einsteigen.

Was wir aus Trendphasen für Megatrend-Investitionen lernen

Die Beobachtungen von Charles Dow beziehen sich nicht auf die Aufwärtstrends einzelner Aktien, sondern auf den Gesamtmarkt. Wir können diese Trendphasen jedoch auch in den Charts vieler Aktien finden und aus der Dow-Theorie einiges für unsere Megatrend-Investitionen lernen.

Die erste Trendphase – die Bodenbildung – ist für uns als trendfolgende Investoren für einen Einstieg noch nicht geeignet. Als Trendfolger möchten wir einen Trend zwar so früh wie möglich begleiten, aber eben erst, wenn er sich klar herausgebildet hat. Sollte eine unserer starken Megatrend-Aktien ihren Aufwärtstrend vorübergehend verlassen haben, dann warten Sie ab, bis sie einen tragfähigen Boden gebildet hat und ein neuer Trend klar erkennbar ist.

Während der zweiten Trendphase, dem soliden langsamen Anstieg, können Sie dagegen zu jeder Zeit einsteigen und zugreifen. Denn während dieser Zeit steigen unsere Trendfolger stetig im Wert. Natürlich kann es auch in dieser Phase zu Rücksetzern im Kurs kommen. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Höchststand erreicht wird. Um das Chance-Risiko-Verhältnis zu optimieren, steigen Sie am besten dann ein, wenn eine Aktie nach einer kurzfristigen Konsolidierung oder Korrektur neue Stärke zeigt.

Sehen Sie im Chart die dritte Trendphase, eine Übertreibungsphase mit fast kerzengeraden Kursbewegungen nach oben, dann ist jedoch die Zeit gekommen, um vorsichtig zu werden und über erste Gewinnmitnahmen nachzudenken. Verkaufen Sie nicht zu schnell die gesamte Position, denn solche Phasen können oft lange andauern und es lässt sich in diesen Phasen viel Geld verdienen. Reduzieren Sie jedoch schrittweise Ihre Position zu hohen Kursen. Steigen Sie konsequent aus, wenn die Kurse nach einer solchen Übertreibungsphase beginnen zu fallen.

Ein typisches Beispiel für einen Trend mit den drei Trendphasen

Trendphasen im Chart eines Trendfolgers
Chart von ProRealTime. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Die Aktie der Münchner Rück Versicherung zeigt uns die drei Phasen eines Trends mustergültig: Von 2008 bis Anfang 2012 war es in dieser Aktie zu fallenden Kursen gekommen. In der zweiten Jahreshälfte 2011 bildete die Aktie allerdings einen tragfähigen Boden aus (Phase 1). Aus dieser Bodenbildungsphase konnte die Aktie Anfang 2012 ausbrechen und einen Aufwärtstrend ausbilden.

Es folgte von 2012 bis Anfang 2015 die eigentliche Trendphase. In dieser Zeit hätten Sie immer in die Münchner Rück einsteigen und den Trend begleiten können und Sie hätten immer mittelfristig Gewinn gemacht. Natürlich: Je früher Sie eingestiegen wären, desto besser. Doch selbst wenn Sie erst Ende 2014 aufgesprungen wären, hätten Sie noch schöne Gewinne mitnehmen können.

Denn die größten Kursanstiege gibt es am Ende von Phase 2: Fast kerzengerade schossen die Kurse Anfang 2015 nach oben. Während die Münchner Rück im gesamten Zeitraum von 2012 bis Herbst 2014 etwa 50€ Kursgewinn verbuchen konnte, legte sie den gleichen Betrag von Herbst 2014 bis Frühjar 2015 noch einmal oben drauf. Wenn es so steil nach oben geht, dann sollten Sie zwar nicht verfrüht aussteigen, aber schrittweise über eine Reduzierung Ihrer Position nachdenken, um erste Gewinne zu realisieren.

Fazit Trendphasen

Begleiten Sie einen Trend so früh wie möglich, warten Sie jedoch ab, bis sich ein klares Trendsignal ergibt. Ideal für ein Aktieninvestment in eine Megatrend-Aktie ist der Anfang der zweiten Trendphase, aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt der zweiten Phase können Sie noch einsteigen. Werden Sie jedoch vorsichtig, wenn die Kurse anfangen, zu schnell zu steigen und sich im Chart eine fast gerade Linie nach oben ergibt. Solche Übertreibungsphasen kündigen oft das Ende des Trends an und sollten Anlass für erste Gewinnmitnahmen sein. Wenn ein Trend vorerst beendet ist, dann steigen Sie konsequent aus.

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