Heute schließe ich meine kleine Serie über Aktiencharts ab. Wir betrachten den Unterschied zwischen linearen und logarithmischen Charts.
Ich weiß: Wenn Sie kein so großer Mathematik-Fan sind wie ich, dann stehen Ihnen wahrscheinlich schon beim Wort „logarithmisch“ die Haare zu Berge. Dabei ist der Unterschied ganz einfach.
Die Schwächen eines linearen Charts
In einem linearen Chart wird immer der gleiche Euro-Betrag im gleichen Abstand dargestellt.
Oben sehen Sie ein Beispiel: Die Amazon-Aktie legte ab Herbst 2001 eine beeindruckende Rallye hin. Im Tief vom Oktober 2001 stand sie bei 5,91 Euro, im Hoch vom Oktober 2003 bei 61,15 Euro: Die Aktie hatte sich mehr als verzehnfacht! Im linearen Chart wird ein solcher Anstieg einfach als Zuwachs von 55,24 Euro dargestellt (rotes Rechteck links unten). Das ergibt eine ähnliche Spannbreite wie in der ersten Handelswoche 2018, als Amazon zwischen 1.170 US-Dollar und 1.229 US-Dollar schwankte und einen Zuwachs von etwa 59 US-Dollar schaffte (rotes Rechteck rechts oben).
Fragen Sie sich selbst: Ist es gerechtfertigt, eine Verzehnfachung innerhalb von 2 Jahren im Chart genauso darzustellen wie eine 5 %-Schwankung innerhalb einer Handelswoche, nur weil beides in etwa den gleichen Betrag in US-Dollar ausmacht?
Sie merken, dass lineare Charts besonders bei langfristigen Betrachtungen große Schwächen haben. Zuwächse, die weit in der Vergangenheit liegen, sind im linearen Chart kaum noch erkennbar, selbst wenn es sich um eine Verzehnfachung des Kurses handelt!
Dazu kommt: Eine Aktie, die kontinuierlich wächst, sieht in einem solchen Chart bedrohlich überhitzt aus. Wenn Sie den obigen Chart aus dem Bauch heraus bewerten sollten, würden Sie dann nicht auch denken, dass wir es hier langsam mit einer Übertreibung zu tun haben?
Die Vorteile logarithmischer Charts
In Wahrheit ist Amazon nur jedes Jahr um einen ähnlichen Prozentsatz gestiegen und hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Diese Wahrheit sehen Sie im logarithmischen Chart. Hier wird nicht der gleiche Betrag, sondern die gleiche prozentuale Steigerung im identischen Abstand dargestellt.
Oben sehen Sie den Amazon-Chart in logarithmischer Darstellung. In diesem Maßstab können Sie den gigantischen Zuwachs ab Herbst 2001 als das würdigen, was er wirklich war. Sie sehen, dass die Höhe des roten Rechtecks links unten der Entwicklung der Amazon-Aktie von 2011 bis heute entspricht. Denn diesen Zeitraum brauchte Amazon, um sich zuletzt erneut zu verzehnfachen (übrigens immer noch eine tolle Leistung!).
Gleichzeitig sehen Sie das Wachstum der Amazon Aktie ohne Anzeichen einer extremen Überhitzung. Es ist doch klar: Wenn die Gewinne jedes Jahr kontinuierlich steigen, dann kann auch der Kurs der Aktie gleichmäßig wachsen. Eine Änderung der Bewertung ergibt sich dadurch nicht.
Wann lineare, wann logarithmische Charts verwenden?
Sie sehen, dass lineare Charts vor allem dann ihre Schwächen haben, wenn es um lange zurückliegende Zeiträume und große Schwankungen geht.
Wollen Sie nur einen kurzen Blick auf die Entwicklung der letzten paar Wochen werfen? Dann reicht der lineare Chart vollkommen aus. In einem so kurzen Zeitraum unterscheiden sich beide sowieso kaum.
Wollen Sie professionelle Analysen machen, die auch weit in der Zeit zurückreichen? Möchten Sie Trendlinien und Trendkanäle einzeichnen, die auf Dauer Bestand haben sollen? Dann empfehle ich Ihnen logarithmische Charts.
In Prorealtime, das ich Ihnen in der vergangenen Woche empfohlen hatte, gelangen Sie mit dem kleinen Schraubenschlüsselsymbol links oben neben dem Wort „Kurs“ zu den Einstellungen des Charts. Dort können Sie zwischen linear und logarithmisch wechseln.
Der DAX im logarithmischen Monatschart
Wie gut logarithmische Charts für Trendlinien und -kanäle funktionieren, möchte ich Ihnen gerne am Beispiel des DAX zeigen.
Im letzten Jahrzehnt bildete der DAX einen Aufwärtstrendkanal, der besonders auf der Unterseite sehr klar definiert ist. Er entstand aus den Tiefs der Finanzkrise 2009 und der Eurokrise 2011. Schon im September 2011 konnte dieser Kanal durch die beiden markanten Tiefs und das Hoch dazwischen gezogen werden. Die letzte größere DAX-Korrektur in den Jahren 2015 und 2016 fand dann punktgenau an der Unterstützung des Kanals Halt. Gleich dreimal berührte der Kurs die untere Linie, ohne sie nachhaltig zu unterschreiten: Im Februar, Juni und Juli 2016.
Was Sie auch sehen: Wenn der DAX sich entschließen sollte, die obere Kante des Kanals zu testen, hätten wir derzeit Platz bis über 18.000 Punkte (!). Und das ist nicht einmal unwahrscheinlich, auch wenn die Oberseite des Kanals noch nicht so klar definiert ist wie die Unterseite.
Schauen wir uns zum Abschluss noch an, wie ein Kanal durch die identischen Auflagepunkte im linearen Chart aussieht. Sie sehen es schon: Es funktioniert nicht! Der Kanal läuft vollkommen ins Leere und hat keinerlei Aussagekraft.
Fazit unserer kleinen Chartserie
3 Wochen lang habe ich Ihnen nun die Welt der Charts nähergebracht. Die wichtigsten Erkenntnisse:
Wenn Sie nur einen kurzen Blick auf die Entwicklung der letzten Wochen werfen wollen, können Sie einfach einen linearen Chart auf einer Finanzplattform im Internet wie finanzen.net betrachten.
Wollen Sie professionelle Analysen machen, empfehle ich Ihnen ein Profitool wie Prorealtime. Verwenden Sie besonders bei langfristigen Betrachtungen logarithmische Charts.
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