Wochenanalyse Trendfolge

Was Faktorzertifikate in Ihrem Depot bewirken

Ich bekomme von Ihnen viele Fragen zum Thema Faktorzertifikate.

Die eine Hälfte der Fragen bezieht sich auf die Funktionsweise dieser Wertpapiere: Haben sie einen Zeitwertverlust? Gibt es eine begrenzte Laufzeit? Wie sieht es mit einem Knock Out aus?

Die übrigen Fragen lauten in etwa: Warum haben wir von diesen Derivaten nicht mehr in unserem Depot? Sind sie nicht gerade für Trendfolge-Aktien Optionsscheinen deutlich überlegen?

Leider gibt es keine Derivate, die nur Vorteile haben. Faktorzertifikate können in bestimmten Marktsituationen ihren Vorteil ausspielen. In anderen Fällen versagen sie völlig.

Ich möchte Ihnen in einer mehrteiligen Serie die Funktionsweise von Faktorzertifikaten erläutern und anhand praktischer Beispiele zeigen, wann sie gut funktionieren und wann nicht.

Heute starten wir mit der Theorie.

Wie funktioniert ein Faktorzertifikat?

Ein Faktorzertifikat bildet den Gewinn oder Verlust des Basiswerts mit einem konstanten Faktor ab. Dazu ein einfaches Beispiel: Im Millionen-Depot haben wir letzte Woche ein Faktor-4-Zertifikat auf Weibo gekauft. Gewinnt Weibo heute 1 % hinzu, so steht das Faktorzertifikat zum heutigen Handelsschluss 4 % höher als zum gestrigen Handelsschluss. Gewinnt Weibo heute 10 %, so legt das Faktorzertifikat 40 % zu. Verliert Weibo heute 5 %, dann müssen wir einen Verlust von 20 % im Zertifikat akzeptieren. Den kleinen Anteil Gebühren und Zinsen, die in die Kursermittlung noch einfließen, lassen wir für diese Betrachtung außer Acht.

Morgen geht das Spiel von vorne los. Der Hebel bleibt konstant. Deshalb wird der Basispreis des Zertifikats an jedem Tag nach Handelsschluss neu berechnet und so angepasst, dass Sie morgen wieder den gleichen Hebel bekommen wie gestern oder heute.

Das ist eine grundsätzlich andere Funktionsweise als bei klassischen Optionsscheinen oder Knock Outs. Denn Basispreis und Hebel beeinflussen sich gegenseitig und nur eines von beiden kann konstant sein. Bei Optionsscheinen und Knock Outs ist der Basispreis konstant. Deshalb ändert sich der Hebel ständig. Steigt einer unserer Mega-Trendfolger ordentlich an, sinkt der Hebel des Scheins.

Der konstante Hebel eines Faktorzertifikats führt zu einer erstaunlichen Wertentwicklung, wenn der Basiswert ohne größere Schwankungen immer weiter steigt. Wir sehen dann eine fast exponentielle Entwicklung mit hoher Wachstumsgeschwindigkeit.

Hierzu ein Beispiel: Ein Jahr hat etwa 256 Handelstage. Würde ein Basiswert bei 100 Euro starten und täglich um 1 % steigen, würde er sich im Lauf des Jahres mehr als verzwölffachen und am Jahresende bei etwa 1.277 Euro stehen. Ein Faktor-4-Zertifikat würde in der gleichen Zeit von 100 Euro auf knapp 2,3 Millionen Euro steigen. Das bewirkt der Zinseszinseffekt.

Das ist natürlich ein theoretisches und extremes Beispiel. In der Praxis legt keine Aktie jeden Tag um den gleichen Prozentsatz zu. Stattdessen schwankt der Kurs jeder Aktie auf und ab. Schwankungen bremsen die Performance eines Faktorzertifikats.

Auch hierzu ein extremes Beispiel: Wieder starten Basiswert und Faktorzertifikat mit einem Wert von jeweils 100 Euro in den Handelstag. Dann kommt es zu einem Flashcrash, der den Kurs des Basiswerts zum Handelsschluss um 20 % in den Keller drückt. Dieser Rückgang wird im Faktorzertifikat mit Faktor 4 abgerechnet, macht einen Verlust von 80 %. Am Ende des Handelstags stehen der Basiswert bei 80 Euro und das Faktorzertifikat bei 20 Euro.

Am kommenden Tag löst sich der Flashcrash in Wohlgefallen auf und der Basiswert legt wieder auf 100 Euro zu. Dafür ist ausgehend vom Schlusskurs des Vortages von 80 Euro eine Wertsteigerung um 25 % nötig. Hervorragend auch für unser Faktorzertifikat, oder? Denn das legt dann ja mit Faktor 4 glatte 100 % zu. Leider aber eben nur ausgehend vom Schlusskurs des Vortags. Es steigt dann gerade mal von 20 Euro auf 40 Euro.

Nach einem solchen Handelsverlauf hätte unser Faktorzertifikat satte 60 % verloren, obwohl der Basiswert unverändert notiert.

Schwäche zeigt ein Faktorzertifikat also vor allem dann, wenn der Basiswert stark schwankt. Selbst wenn die Schwankungen in der Praxis deutlich geringer ausfallen als in diesem Extrembeispiel, addieren sie sich im Zeitverlauf und bremsen die Performance aus.

Dadurch hat ein Faktorzertifikat zwar keinen echten Zeitwertverlust, aber einen sehr ähnlichen Effekt: Schwankt ein Wert seitwärts, verliert ein Faktorzertifikat an Wert. Je stärker die Schwankungen ausfallen, desto mehr verliert das Zertifikat in der Seitwärtsbewegung.

Ein weiterer Nachteil: Kommt es am Ende eines Aufwärtsschubs zu einer Korrektur, dann schlägt diese voll durch. Bei Optionsscheinen und Knock Outs ist der Hebel nach einem starken Anstieg bereits gesunken. Ein Rückgang richtet dann manchmal nur begrenzten Schaden an. Ein Faktor-4-Zertifikat verliert bei einer normalen 20 %-Korrektur dagegen mindestens 80 % an Wert. In der Praxis sogar mehr, da der Zinseszinseffekt auch in der Abwärtsbewegung auftritt.

Ich werde Ihnen nächste Woche den Chartverlauf unseres Evotec-Zertifikats aus dem letzten Jahr im Vergleich zur Aktie präsentieren. Dann sehen Sie, wie sich die genannten Effekte real auswirken können.

Für heute merken wir uns:

Wie jedes Derivat haben auch Faktorzertifikate ihre Vor- und Nachteile. Ihre Stärken spielen sie aus, wenn ein Basiswert über einen längeren Zeitraum sehr gleichmäßig steigt. Eine schwache Entwicklung sehen wir dagegen, wenn ein Wert in seinem Aufwärtstrend stark schwankt oder seitwärts läuft. Außerdem nimmt ein Faktorzertifikat im Gegensatz zu anderen Derivaten immer auch den Beginn einer Korrektur mit vollem Hebel mit.

Premiumbereich

Die folgenden Inhalte beziehen sich auf Depotübersichten unserer Musterdepots sowie konkrete Handlungsempfehlungen für die Käufe von Aktien und Optionsscheinen auf Trendfolgeaktien. Diese Inhalte sind nur sichtbar für Abonnenten des Premiumbereichs der Lehne Trendfolgestrategie. Leser des Börsenbriefs “Lehne’s MegaTrends” erhalten die Informationen als pdf per Email zugesandt.
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Artikel von: Stefan Lehne

Zu meiner Person

Mein Name ist Stefan Lehne, von Beruf bin ich Diplom-Kaufmann mit abgeschlossenem Studium der Betriebswirtschaftslehre. Schon während meines Studiums habe ich meine erste eigene Firma gegründet, mit 29 Jahren habe ich sie erfolgreich verkauft. Die Frage, wie ich den Verkaufserlös gewinnbringend an der Börse anlegen und mehren kann, brachte mich damals dazu, mich intensiver mit dem Thema Aktien und Börse zu befassen.

Bereits seit über 15 Jahren investiere ich nun in Aktien und Optionsscheine, auch viele andere Investments habe ich ausprobiert. Dabei musste ich immer wieder die Erfahrung machen, dass die meisten Börsenstrategien langfristig einfach nicht funktionieren. Dies möchte ich Ihnen ersparen. Deshalb habe ich beschlossen, meine Trendfolgestrategie öffentlich zu machen, die mich nunmehr seit 10 Jahren als gewinnbringende Börsenstrategie mit erstaunlichen Erfolgen begeistert.

Meine Trendfolge-Strategie verfolge ich mit echter Leidenschaft. Jeden Morgen analysiere ich die Charts "meiner Trendfolger" und suche die Besten der Besten für Sie heraus. In der Vergangenheit konnte ich selbst erleben, wie mit Trendfolge-Aktien in allen Marktphasen mittelfristig hohe Gewinne erzielt werden können. Mit Optionsscheinen auf solche Aktien können Sie aus einem überschaubaeren Anfangskapital ein echtes Vermögen machen.

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Ziel dieser Website ist es, Trendfolgestrategien vorzustellen. Die hier besprochenen Käufe von Aktien und Optionsscheinen finden in einem real bei einer deutschen Bank geführten Musterdepot statt. Sie können jedoch keine individuelle Anlageempfehlung oder Investmentberatung darstellen. Sie richten sich an eigenverantwortliche Anleger, die Chancen und Risikon von Aktien und Optionsscheinen einschätzen können. Aktien und Optionsscheine sind Investments, bei denen in extremen Fällen eine Position bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals sinken kann. Sollte ein Leser oder Abonnent dieser Seite aufgrund von hier getätigten Empfehlungen Anlageentscheidungen treffen, trägt er das volle Risiko der getätigten Investition selbst. In den hier vorgestellten Aktien und Optionsscheinen bin ich selbst investiert, in den Musterdepots mit mindestens 100% des angegebenen Kapitals.