Trendfolger und ihre Trendschübe

Trendfolger folgen manchmal über mehrere Jahrzehnte einem Aufwärtstrend. Die Charthistorie meines Chartanbieters Prorealtime reicht bei einigen Aktien wie McDonalds oder Altria bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück – und die Aktien folgen in dieser langfristigen Betrachtung unaufhörlich einem Aufwärtstrend. Das ist es, was einen echten Mega-Trendfolger auszeichnet: Über Jahrzehnte sich verändernden Marktbedingungen immer wieder anpassen zu können und kreativ genug zu sein, um Umsatz und Gewinn weiter zu steigern und einem Aufwärtstrend zu folgen. Wie passt nun das, was wir in der letzten Lektion gelernt haben, nämlich dass man mit Trendfolge-Investments immer nur den mittleren Teil eines Trends begleiten kann, ins große Bild dieser Mega-Trendfolger?

Trendfolger, Korrekturen und Trendschübe

Mega-Trendfolger folgen tatsächlich über Jahrzehnte einem Aufwärtstrend. Wenn Sie Aktien dieser Firmen kaufen und die Zeit und die Nerven haben, zwischenzeitliche mehrjährige Korrekturen entspannt auszusitzen, dann können Sie tatsächlich in einen solchen Megatrend zu jedem beliebigen Zeitpunkt einsteigen. Dennoch haben auch diese Mega-Trendfolger natürlich Phasen, in denen sie vorübergehend korrigieren und Phasen, in denen es rasant aufwärts geht. Ich nenne diese Phasen Trendschübe und solche Trendschübe sind es, von denen wir den mittleren Teil mit Aktien und Optionsscheinen begleiten möchten, denn genau hier ist das meiste Geld zu verdienen.

Schauen wir uns diese Trendschübe zuerst im großen Bild von McDonalds seit 1973 an.

Trendfolger McDonalds
Chart von ProRealTime. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Sie sehen, obwohl McDonalds immer wieder über viele Jahre kontinuierlich gestiegen ist, gab es auch Zeiten der Korrektur und die waren teilweise ganz schön heftig. Ab Anfang 1999 sank McDonalds drei Jahre lang im Aktienkurs, und was in dieser langfristigen logarithmischen Betrachtung wie ein kleiner Rückgang aussieht, war ein Kursrückgang um mehr als 75% des ehemaligen Höchststandes! Von $49,56 ging es hinab auf $12,12. Hätten Sie als McDonalds-Investor in einer solchen Situation die Nerven behalten und den Glauben, dass der McDonalds Megatrend irgendwann noch fortgesetzt wird? Oder hätten Sie nicht doch eher geglaubt, dass die besten Zeiten von McDonalds vorbei sind und die Aktie kein Trendfolger mehr ist? Noch vier weitere Jahre dauerte es, bis McDonalds das 1999er Allzeithoch schließlich im Jahr 2007 übertraf. Wenn ich Ihnen 1999 eine Aktie empfohlen hätte, die sieben Jahre später immer noch niedriger steht, dann würden mir meine Premiumabonnenten sicher zornige Emails schreiben – und das zu Recht. Denn es macht einfach keinen Sinn, an einem Trendfolger festzuhalten, wenn er in einer Korrektur dieses Ausmaßes feststeckt. Wäre man dagegen Anfang 2002 eingestiegen, hätte man seine Investition in fünf Jahren verfünffacht. Mein Letri-System, das die großen Trends für Sie identifiziert, generierte übrigens für den Januar 2000 das Warnsignal, aus diesem Megatrend auszusteigen und es stieg im Juli 2003 wieder ein, als der nächste Trendschub gestartet war.

Schauen wir uns als zweites Beispiel noch die Aktie von Apple an, die ich Ihnen in der letzten Lektion schon vorgestellt hatte und zwar diesmal nur die letzten Jahre.

Trendfolger Apple
Chart von ProRealTime. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Begründet wurde der Megatrend von Apple im Jahr 2003. Sie erinnern sich vielleicht, dass ich Ihnen noch demonstriert hatte, wie Apple bis zum Jahr 2012 einen grandiosen Trend verfolgte und ab 2009 von etwa $11 auf den neunfachen Kurs bei etwa $100 anstieg. Es gab Trendfolge-Investoren, die sagten damals (und sagen es heute noch), man könne Apple immer halten, die Wachstumschancen seien so gut, dass Apple ohnehin bald wieder steigt. Doch die Korrekturen von Apple sind auf keinen Fall in einem Bereich, den Sie mit Optionsscheinen aussitzen können! Nur wenn Sie in Aktien investiert sind, hat diese Aussage Gültigkeit.

Wir erinnern uns: Trendfolge-Optionsscheine werden meist mit einer Laufzeit zwischen gut einem Jahr bis zwei Jahren und einer Basis nahe dem aktuellen Aktienkurs gekauft. Das bedeutet: Wenn der Trendfolger nicht innerhalb von ein bis zwei Jahren über dieser Basis steht, also vom Kurs beim Kauf des Optionsscheins ausgehend innerhalb dieser Zeit gestiegen ist, dann verfällt der Optionsschein wertlos. Schauen Sie sich die Jahre 2012 bis 2014 an: Wenn Sie im Jahr 2012 einen solchen Optionsschein gekauft hätten, dann wäre der Schein unweigerlich wertlos verfallen, denn erst Ende 2014 schaffte die Apple-Aktie es, das ehemalige Allzeithoch aus dem Jahr 2012 zu übertreffen.

Viel schlauer wäre es gewesen, auf die Warnzeichen zu hören, rechtzeitig auszusteigen und darauf zu warten, bis ein neuer Trendschub geboren ist. So machte es auch mein Letri-System: Das Ausstiegssignal für Apple kam Ende 2012 beim Kurs von $77,23. Mitte 2013 erfolgte der Wiedereinstieg, so dass der mittlere Teil des folgenden Trendschubs voll mitgenommen werden konnte. Selbst wenn der Wiedereinstiegs-Kurs mit $72,06 gar nicht mal so weit unter dem Ausstiegskurs vom Jahr zuvor lag – der Ausstieg hätte fast ein komplettes Jahr Zeitwertverlust von Optionsscheinen erspart und stattdessen den nächsten Schub zum idealen Zeitpunkt voll mitgenommen.

Und auch im Jahr 2015 gab Letri eine frühzeitige Warnung und stieg bei $111,65 aus, so dass der weitere Rückgang nicht mitgemacht werden musste. Der Chart, den Sie sehen, ist vom 10.3.2016 und an diesem Tag habe ich auch diese Lektion verfasst. Vielleicht lesen Sie sie ein Jahr später, wenn Apple längst auf neuen Höchstständen steht und sich auf den Weg Richtung $200 macht. Ich halte das aus heutiger Sicht sogar für sehr wahrscheinlich. Falls dies der Fall sein wird, dann wird Letri zuverlässig einen neuen langjährigen Trendschub identifiziert haben und vermutlich habe ich nach einer weiteren Analyse von Apple meinen Premiumabonnenten dann auch einen neuen Apple-Optionsschein empfohlen (Letri alleine ist für mich nie ein Kaufgrund, es erfordert immer weitere Analysen). Falls Apple jedoch nicht bald weiter steigt, dann werden wir mit einem Apple-Investment weiter abwarten, bis die Zeit für einen neuen Trendschub kommt. Denn einem Trendfolger ohne jede Charttechnik blind zu vertrauen, wie es manche Trendfolge-Experten als Königsweg verkaufen, ist aus meiner Sicht eine ganz schlechte Herangehensweise.

Müssen es immer solche Jahrzehnte alten Megatrends sein? Nein. Sie sind einfach sehr schön, um Ihnen zu demonstrieren, welche Möglichkeiten und welches Potential Trendfolge-Aktien langfristig haben können. Auch Trendfolger, die erst seit wenigen Jahren einem Aufwärtstrend folgen, können sehr gute Investments sein. Und wer weiß, vielleicht blickt man auf einen solchen jungen Trend ja in ein paar Jahrzehnten zurück und erkennt ihn als Beginn des nächsten großen Megatrends.

Fazit Trendfolger und Trendschübe

Ein Mega-Trendfolger, der seit Jahrzehnten einem Aufwärtstrend folgt, ist immer eine gute Ausgangsbasis für ein Investment in Trendfolge-Aktien oder Optionsscheine. Aber auch junge Trendfolger, die erst seit einigen Jahren einem Aufwärtstrend folgen, können lukrativ sein. Wichtig ist jedoch, dass jeder Trendfolger auch Phasen der Korrektur hat, in denen Sie zumindest mit Optionsscheinen keinesfalls den Trend begleiten können. Warten Sie stattdessen auf einen echten Trendschub und begleiten Sie den mittleren Teil eines Trendschubs mit Ihrem Investment.