Trend-Investments können immer nur einen Teil des Trends begleiten

Es ist eine schöne Vorstellung: Müsste es nicht irgendwie möglich sein, mit Trend-Investments am Tiefpunkt eines Trends einzusteigen, genau dann wenn eine Aktie zu den niedrigsten Kursen zu bekommen ist und genau so lange investiert zu sein, bis der Höchstpunkt vor einer längeren Korrekturphase erreicht ist und bevor ein Teil der Gewinne wieder abgegeben wird? Die Antwort auf diese Frage ist leider sehr eindeutig: Nein! Wenn das jemand in Einzelfällen schafft, dann hat er entweder sehr viel Glück oder hellseherische Fähigkeiten.

Irrtum 1 über Trend-Investments: Einstieg am Tiefpunkt

Schon per Definition schließt es sich aus, als Trendfolge-Investor am Tiefpunkt einer Aktie einzusteigen. Trendfolge bedeutet schließlich, einem Trend zu folgen. Wie wir in den ersten beiden Lektionen dieses Trendfolge-Kurses gesehen haben, müssen einige Bedingungen erfüllt sein, um einen lukrativen Trend zu identifizieren. Damit wir überhaupt von einem Trend sprechen, muss ein höheres Hoch und ein höheres Tief im Vergleich zu vorherigen Notierungen ausgebildet sein (dies hatten wir in Lektion 1 des Trendfolgekurses über Börsentrends gelernt). Der aktuelle Aktienkurs muss sich somit von seinen Tiefständen schon deutlich abgesetzt haben. In unserem Zeithorizont als langfristige Investoren sprechen wir hier nicht von Hochs und Tiefs, die sich innerhalb weniger Tage ausbilden, sondern von charttechnisch bedeutenden Marken, die in der Regel mindestens einen Monat brauchen, bis sie sichtbar sind. Die Akkumulationsphase, die wir aus Lektion 2 des Trendfolge-Kurses über Trendphasen kennen, muss abgeschlossen sein, damit die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass es sich um einen dauerhaften Trend handelt, den wir lukrativ begleiten können. Bis der Punkt kommt, an dem wir über einen Einstieg in Trend-Investments überhaupt nachdenken und weitere Einstiegskriterien überprüfen können, haben wir uns vom Tiefstand also schon einige Monate lang und viele Prozentpunkte nach oben entfernt.

Wer versucht, am Tiefpunkt einzusteigen, betreibt eine andere Strategie – er ist Value-Investor oder Turnaround-Trader. Er kauft unterbewertete Aktien, die in der letzten Zeit stark gefallen sind, aber dennoch Wachstumspotential haben können und hofft, dass die Unterbewertung langfristig ausgeglichen wird. Hierfür braucht es jedoch einen langen Atem und ich würde nie empfehlen, eine solche Strategie mit Optionsscheinen umzusetzen, wie wir es im Vermögensaufbau-Depot bei unseren Trendfolgern tun. Den Tiefpunkt tatsächlich punktgenau zu erwischen, ist extrem unwahrscheinlich und oft kommt dann doch noch ein neuer Abwärtsschub, bevor es aufwärts geht. Im schlimmsten Fall lag man dann zwar mit seinen Grundannahmen richtig, hat aber trotzdem viel Geld verloren, weil der gewünschte Effekt einfach zu spät eingetreten ist.

Irrtum 2 über Trend-Investments: Ausstieg zum Höchstkurs

Dass man in eine Trendfolge-Aktie mit Trend-Investments nicht am Tiefpunkt einsteigen kann, sehen viele Anleger noch ein. Noch viel schwieriger zu akzeptieren ist es jedoch, dass man nicht am Höchststand aussteigen kann. Natürlich kann man einmal eine Gewinnmitnahme machen, wenn eine Trendfolge-Aktie besonders weit gestiegen ist. Das gilt erst Recht für Investitionen mit Optionsscheinen. In unserem Vermögensaufbau-Depot machen wir im Rahmen des Premiumabonnements solche Gewinnmitnahmen auch. Trends laufen jedoch meist viel weiter als sich viele Anleger vorstellen können und ein vorzeitiger kompletter Ausstieg bedeutet dann eine viel zu frühe Gewinnmitnahme und die verpasste Chance, einen richtig großen Wurf zu landen. Und genau diese großen Würfe sind es, die dafür sorgen, dass das Vermögensaufbau-Depot innerhalb von 10 Jahren von 10.000€ auf eine Million Euro anwachsen wird.

Ein Beispiel dafür bietet die Apple-Aktie, die seit 2003 einer der stärksten Trendfolger überhaupt ist.

Trend-Investment Apple
Chart von ProRealTime. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Wie die meisten Aktien hatte auch Apple während der Finanzmarktkrise bis Anfang 2009 korrigiert, um dann den Aufwärtstrend wieder aufzunehmen. Vom Frühjahr 2009 bis zum Frühjahr 2010 war Apple von ca. $12 auf fast $40 angestiegen – eine Verdreifachung innerhalb eines Jahres. Das ist doch nicht von schlechten Eltern, oder? Vertreter der Fraktion “Eine Gewinnmitnahme hat noch niemanden arm gemacht” könnten damals versucht gewesen sein, die Gewinne mitzunehmen und Apple zu verkaufen, zumal Apple dann tatsächlich mit einer kleineren Korrektur anfing (rote Kerzen ganz rechts im Chart). Schauen wir uns also an, wie es mit Apple danach weiter ging:

Trend-Investments wie Apple laufen weiter als man denkt
Chart von ProRealTime. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Der senkrechte Strich zeigt das Ende des Bildausschnitts vom ersten Chart. Tatsächlich stieg der Apple-Kurs nach einer kleinen Korrekturphase in der Spitze noch auf über $100, bevor dann endgültig eine Korrektur eingeläutet wurde, die einen Ausstieg gerechtfertigt hätte.

Für viele Anleger ist es dann sehr schmerzlich zu sehen, dass Buchgewinne, die auf dem Papier schon einmal da waren, am Ende nicht immer komplett realisiert werden können. In diesem Beispiel hatte mein Trendsignal-System Letri beispielsweise das Ausstiegssignal im November 2012 bei einem Kurs von $77,23 gegeben. Vom Höchststand bei $100 im September hätte man demnach knapp 25% wieder abgeben müssen, wenn man sich exakt an das Signalsystem gehalten hätte. Wer aber zu früh ausgestiegen wäre, hätte noch viel weniger Gewinne realisieren können.

Es gibt deshalb für erfolgreiche Trendfolge-Investoren keinen anderen als diesen Weg: Erst wenn ein Trend klar verlassen wurde, erst wenn tiefere Hochs und tiefere Tiefs ausgebildet wurden, erst wenn klare Warnsignale vorhanden sind, dass eine einmal begonnene Korrektur sich ausweiten könnte, erst dann macht es Sinn, aus einem Trendfolger auszusteigen und ein Trend-Investment zu verkaufen. Ansonsten verpassen Sie den lukrativsten Teil eines lange andauernden Trends.

Fazit Trendbegleitung

Einen Trend zu begleiten bedeutet immer, den mittleren Teil der Trendbewegung so lange wie möglich mitzumachen. Erst wenn es klare Signale für einen Trend gibt, können wir in diesen als Trendfolger mit einem Trend-Investment einsteigen. Und erst wenn es klare Signale dafür gibt, dass ein Trend vorerst pausiert oder endgültig beendet ist, ist ein Ausstieg sinnvoll. Wer nicht auf klare Signale wartet, sondern am Tiefpunkt in einen Trend einsteigen will, verfolgt eine andere Strategie. Das ist legitim, benötigt aber eine andere Herangehensweise. Wer zu früh aus einem Trend-Investment aussteigt, anstatt die Gewinne laufen zu lassen, verpasst oft den lukrativsten Teil des Trends. Meine bevorzugte Strategie ist es deshalb, bei Trendfolgern, die überhitzt aussehen, einen Teil des Gewinns mitzunehmen. Die restliche Position lasse ich jedoch laufen, bis es ein klares Ausstiegssignal gibt.