Tools und Kenntnisse für erfolgreiche Trendfolge-Investoren

In den letzten Kapiteln des Trendfolge-Kurses haben wir gelernt, was ein Trend ist, welche Phasen er hat und dass wir immer nur den mittleren Teil eines Trends begleiten können. Wir haben außerdem gelernt, dass es auch bei Mega-Trendfolgern, die über mehrere Jahrzehnte steigen, Korrekturphasen gibt, in denen wir zumindest mit Optionsscheinen nicht investiert sein wollen. Stattdessen möchten wir die echten Trendschübe begleiten. Welche Tools gibt es, um diese Trendschübe zu identifizieren, um festzustellen, wann eine Akkumulationsphase abgeschlossen ist und ein echter Trendschub beginnt? Eines vorweg: Es gibt immer zwei Wege, in eine Strategie zu investieren:

Der erste Weg ist, zu lernen, sie selbst anzuwenden. Das bedeutet dann, die hier vorgestellten Tools komplett zu verstehen und richtig anwenden zu können. Eine solche Lernphase dauert in der Regel drei bis fünf Jahre und beinhaltet einige Fehler, die man zuerst machen muss, um von ihnen lernen zu können und sie in Zukunft zu vermeiden. Solche Fehler können schmerzlich und kostspielig sein, aber meine Erfahrung sagt, dass niemand es schafft, eine Strategie dauerhaft erfolgreich anzuwenden, ohne vorher solche Fehler zu machen. Auch bei mir war das so, also ich vor 15 Jahren mit Aktieninvestments begonnen habe.

Die zweite Möglichkeit ist, einem Experten zu vertrauen, der die Tools bereits seit vielen Jahren erfolgreich anwendet. Als Gratis-Newsletter Abonnent wollen Sie vermutlich den ersten Weg gehen, meine Premiumabonnenten, die drei von mir betreute Musterdepots mit konkreten Empfehlungen nachbilden können, gehen den zweiten Weg. Falls Sie Premiumabonnent sind, ist es für Sie nicht entscheidend, jedes hier vorgestellte Tool bis ins letzte Detail zu verstehen und anwenden zu können. Aber sicherlich ist es auch für Sie interessant, auf welchen Methoden meine Analysen aufbauen.

Chartsoftware

Die Grundvoraussetzung, um Trends analysieren zu können, ist natürlich eine gute Chartsoftware. Das Angebot ist hier sehr vielfältig, von Software, die lokal auf Ihrem Computer installiert werden muss über die Gratis-Chartdarstellungen der Banken und Finanzplattformen bis hin zu komplexen Online-Charts wie sie von Guidants, Tradesignalonline oder Prorealtime angeboten werden. Für welche Lösung Sie sich entscheiden, ist letztendlich Geschmackssache. Meiner Meinung nach sollte Ihre Chartsoftware lediglich drei Dinge können: Sie sollte Charts als Candlestick-Charts darstellen können, weil dies die Chartart ist, die die weitreichendsten Analysen ermöglicht. Sie sollte die Möglichkeit haben, eigene Analysen einzuzeichnen wie Trendlinien, Trendkanäle, Unterstützungs- und Widerstandslinien. Und Ihre Analysen sollten selbstverständlich gespeichert werden, so dass Sie beim nächsten Aufruf der Charts nicht wieder von vorne anfangen müssen. Mein persönlicher Favorit ist Prorealtime. Es ist ein Online-Tool, das ich von überall aufrufen kann, auch wenn ich nicht in meinem Münchner Büro bin. Es stellt die Charts schon in der Grundeinstellung in freundlichen Farben dar. Es ermöglicht umfangreiche Analysen mit Trendlinien etc., teilweise sogar automatisiert eingezeichnet (eine Funktion, die ich selbst allerdings nicht nutze). Und schließlich läuft auch mein Trend-Identifikationssystem Letri auf dieser Plattform. Für Sie als Privatanleger ist es außerdem kostenlos, solange Sie nur auf End of Day-Daten zugreifen, was für uns als Langfrist-Investoren jedoch vollkommen ausreicht.

Charttechnische Grundkenntnisse

Es gibt ja Trendfolge-Experten, die sagen, die Charttechnik würde bei Investments in Mega-Trendfolger keine Rolle spielen. Solange ein Trendfolger Wachstumspotential hat, kann man immer in ihn investieren. Da bin ich anderer Meinung. Es gibt zweifellos Phasen, in denen es besonders lukrativ ist, in Trendfolger zu investieren und Phasen, in denen man die Finger von einem Investment lassen sollte. Das hatten wir schon in der letzten Lektion gelernt. Und die Charttechnik ist ein sehr gutes Instrument, um solche Phasen zu identifizieren. Zwar müssen Sie kein absoluter Profi in Sachen Charttechnik sein. Zumindest Trendkanäle, Widerstandslinien und Unterstützungslinien sollten Sie jedoch einzeichnen können. Außerdem sollten Sie Bodenbildungsformationen, Topformationen, Trendfortsetzungsformationen und Trendumkehrformationen in Candlestick-Charts erkennen können. Falls Sie sich dieses Wissen per Buch aneignen möchten, empfehle ich das Buch “Technische Analyse der Finanzmärkte” von John J. Murphy. Es ist der absolute Klassiker in Sachen Charttechnik.

Eine Watchlist mit Trendfolgern

Tausende von Aktien gibt es und natürlich können Sie nicht ständig alle beobachten. Sie sollten deshalb eine Watchlist mit Trendfolgern haben, die Ihnen einerseits eine gute Auswahl an Aktien aus unterschiedlichen Branchen und Ländern bietet, andererseits nicht so groß ist, dass Sie es nicht mehr schaffen, die Watchlist regelmäßig anzuschauen. Meine eigene Watchlist erhalten Sie als Leser meines Börsenbriefs Lehne’s Megatrends (alle Infos zu diesem Premiumpaket hier). Sie umfasst knapp 300 Aktien, die Trendfolger sind oder einmal Trendfolger waren oder das Potential haben, Trendfolger zu werden. Die meisten davon sind deutsche oder amerikanische Aktien, ergänzt durch die besten Trendfolger aus Europa. Die komplette Liste schaue ich mehrmals wöchentlich durch. Wenn Sie Aktienanalyse nebenbei betreiben, reicht für Sie als Langfristinvestor jedoch ein wöchentlicher Check dieser Liste.

Ein Hilfssystem, das für Sie eine Vorauswahl trifft

Dieser Punkt ist nicht essentiell, aber ich habe festgestellt, dass es ungemein hilft, wenn Sie ein Hilfssystem haben, das bereits eine Vorauswahl an Aktien trifft, die kurzfristig interessant werden können. Ich selbst benutze dafür mein Trendidentifikations-System Letri, das auf der Basis von mehreren miteinander kombinierten Trendindikatoren Kauf- und Verkaufsignale für die großen langfristigen Trendschübe generiert. Es ist so eingestellt, dass zu häufige Fehlsignale automatisch ausgefiltert werden und die Positionen im Idealfall über mehrere Monate oder Jahre gehalten werden, solange der Trend aktiv ist. Für mich ist ein Kaufsignal des Letri-Systems alleine noch kein Grund, eine Empfehlung für eines der Musterdepots auszusprechen. Es hilft jedoch ungemein bei der Vorauswahl von potentiellen Kaufkandidaten. Sobald das System ein Kaufsignal generiert, kommt der betreffende Trendfolger beispielsweise auf eine kleinere Watchlist mit dem Namen “Kürzliche Signale”. Mit den Aktien auf dieser kleineren Watchlist kann ich sehr viel intensivere Analysen betreiben als mit der großen Liste von mehr als 200 Aktien und ich kann Sie börsentäglich überwachen. Mein Letri-System ist derzeit nicht öffentlich zugänglich, Sie können aber andere einfache Systeme verwenden, wie z.B. sich überschneidende gleitende Durchschnitte oder den Supertrend-Indikator, der hierfür brauchbare Ergebnisse liefert.

Schauen wir uns noch einmal ein typisches Beispiel für einen Trendfolge-Chart an:

Trendfolge-Chart Honeywell mit Tool Letri
Chart von ProRealTime. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Sie erkennen den Chart in Form von Candlesticks, einen eingezeichneten Trendkanal sowie ein ganz frisches Kaufsignal (kleiner grüner Pfeil rechts), der für mich Anlass ist, die Aktie von Honeywell intensiver zu analysieren.

Fundamentale Grundkenntnisse

Sie müssen die Bilanz von Trendfolgern nicht bis ins letzte Detail analysieren können, bevor Sie in eine solche Aktie investieren. Wenn eine Aktie tatsächlich in den letzten Jahren bewiesen hat, dass sie auf immer neue Höchststände steigen kann, dann ist sie zwar selten “billig” zu haben, aber meistens insoweit fundamental in Ordnung, dass das Unternehmen immer höhere Umsätze und Gewinne erzielen kann. Dennoch bin ich der Meinung, dass es zumindest nicht schaden kann, wenn Sie mit Begriffen wie KGV, KUV etc. etwas anfangen können und vor einer Investition einen kurzen Blick auf die Fundamentaldaten eines Trendfolgers auf einer der großen Finanzplattformen im Internet werfen.

Entschlossenheit, Disziplin und Vertrauen

Kein Tool, aber eine Voraussetzung, an der viele Investoren und auch viele Trendfolge-Investoren scheitern. Seien Sie entschlossen! Wenn Sie einen Trendfolger sehen, der Ihrer Meinung nach einen neuen Trendschub begründet hat, dann warten Sie nicht auf die dritte, vierte, fünfte Bestätigung, sondern greifen Sie zu! Seien Sie aber auch so diszipliniert, aus einem Trendfolger mit Verlust auszusteigen, wenn er ihrer Erwartungen nicht erfüllt und in eine mittelfristige Korrektur übergeht. Das gilt umso mehr, wenn Sie mit Optionsscheinen investiert sind.

Vertrauen Sie in die von Ihnen gewählte Strategie, denn wenn Sie Trendfolge richtig anwenden, dann funktioniert sie langfristig garantiert. Wenn die Börsen korrigieren und Ihre Positionen anfangen zu schwanken, dann verlieren Sie nicht das Vertrauen in die gesamte Strategie. Solche Schwankungen sind vollkommen normal. Bei Aktieninvestments sollten Sie zwischenzeitliche Rückgänge bis zu 20% einkalkulieren, ohne nervös zu werden, bei gehebelten Investments wie Optionsscheinen bis zu 50%. Haben Sie Vertrauen! Die Strategie wird diese Rückgänge in guten Börsenphasen sehr schnell mehr als wettmachen. Sortieren Sie in schwierigen Börsenphasen die Trendfolger aus, die Schwäche zeigen und ergänzen Sie neue Trendfolger mit Trendschub-Potential nicht erst dann, wenn die Kurse schon wieder auf neuen Höchstständen sind, sondern dann, wenn die Börsen noch auf einem niedrigen Niveau stehen.

Fazit Tools und Kenntnisse für erfolgreiche Trendfolger

Alles, was Sie zur erfolgreichen Investition in Trendfolgeaktien benötigen, ist gratis und kann von Ihnen erlernt werden. Sie haben die Wahl: Machen Sie diesen Lernprozess inklusive der damit verbunden Fehler durch und sie werden in einigen Jahren ein selbständiger äußerst erfolgreicher Trendfolge-Investor sein. Oder vertrauen Sie einem Experten, der Trendfolge im Rahmen eines Börsendienstes anbietet. Wenn Sie selbständig tätig werden wollen, dann brauchen Sie eine Chartsoftware und charttechnische Grundkenntnisse, eine Watchlist mit potentiellen Trendfolgern am besten ergänzt durch ein Hilfssystem, das für Sie eine Vorauswahl trifft, fundamentale Grundkenntnisse und nicht zu vergessen Entschlossenheit, Disziplin und Vertrauen in die Strategie.